Wir trauern um unseren Freund und Mitstreiter Doğan Akhanlı

Zeit

03. November - 31. Dezember 2021

Ort

Eintritt

keine Angaben

Wie viele von euch sicher bereits aus den Medien erfahren haben, ist Doğan Akhanlı am vergangenen Sonntag (31.10.2021) in Berlin gestorben. Doğan und das Allerweltshaus waren eine innige Liebesbeziehung.

Als Doğan Anfang der 1990er Jahre illegal aus der Türkei nach Deutschland kam, war es nur eine Frage der Zeit bis das Allerweltshaus ein wichtiger Punkt auf seiner persönlichen „mental map“ von Köln wurde. Alle Themen, Gefühle und Beweggründe seiner jahrelangen politischen Tätigkeit in der Türkei, die von Haft und Illegalität geprägt waren, konnte er auch bei vielen Menschen im AWH in irgendeiner Form wiederfinden. Mit seiner menschlichen, zugewandten und hilfsbereiten Art fand er im Umfeld des AWH schnell ein kleines Stück Heimat, welche ihm das Regime in der Türkei genommen hatte.
Auch das AWH profitierte von seinem unermüdlichen Schaffen, seinen Projektideen und seiner schonungslosen Aufarbeitung seiner und unserer Geschichte. Seine klaren Worte beim Nichtverdrängen unangenehmer Wahrheiten provozierten oft Gegenwehr, manchmal auch Feindseligkeiten, aber letztendlich half er damit Vielen einen klareren Blick zu bekommen.

Sein Blick in die Tiefe der gewachsenen historischen Zusammenhänge, in die daraus entstandenen psychischen Schichten der gegenwärtigen Gesellschaften, die sein literarisches Schaffen prägten, gab dem AWH auf seinen profanen Abendveranstaltungen oft unerwarteten Tiefgang und bei manchen unserer Besucher/innen das Eine oder Andere nie erwartete AHA – Erlebnis.

Auf seine Initiative kamen in unseren Räumen verschiedenste Menschen aus dem Vielvölkerstaat Türkei und dem Kulturraum Mesopotanien zusammen, es lasen bspw. auf einer AWH - Veranstaltung 2008 Literat/innen mit türkischen, armenischem, griechischen Hintergrund, die alle in Istanbul geboren und heute exiliert in der Welt leben. Viele hatten nun nicht nur historische Fakten gelernt, sondern atmeten in unserem kleinen Etablisment den Duft des Lebens des historischen Anatoliens ein. Das konnte so nur Doğan arrangieren.
Aber Doğans Denken war nicht nur analytisch, sondern auch kreativ- synthetisch. Er erkannte gleiche Muster in der deutschen und osmanischen Geschichte, auf seine Initiative wurde eine kleine Raphael – Lembkin Bibliothek im AWH eingerichtet, die mit Literatur zu Genoziden weltweit bestückt wurde. Doğan brachte vielen, auch junger Menschen, mittels einer Reihe von einwöchigen Reisen nach Berlin, dessen osmanischer und kurdischer Geschichte nahe. Auch hier fanden wir neue Linien der Verbindungen in Geschichte, Gegenwart und Menschsein.

Die oben genannte Liebesbeziehung zwischen Doğan und dem AWH hatte eine gewisse Reife. Auch wenn man sich monatelang nicht sah, hatte man sich viel zu erzählen und war im entscheidenden Augenblick füreinander da. Als 2010 und 2017 verhaftet wurde, leistete auch das Umfeld des AWH viel Unterstützungsarbeit für seine Freilassung. Als Doğan nach seiner Freilassung 2017 von Henriette Reker empfangen wurde und auf ihr Geheiß einen Wunsch äußern durfte, sagte er: „Sorgen Sie dafür, dass das Allerweltshaus erhalten bleibt.“ Damit stand Frau Oberbürgermeister im Wort.

Danke, Doğan !

Heute trauern wir. Morgen werden wir dafür sorgen, dass unsere Liebesbeziehung weiterlebt und wir uns in deinem Sinne weiterentwickeln – und uns gerne mit angemessenem Tiefgang an unsere Verbundenheit erinnern!!!!

Die Trauerfeier findet am 18.11.2021 um 18:00 Uhr in der Alten Feuerwache Köln statt.

Die Urnenbeisetzung erfolgt am 19.11.2021 um 10:00 Uhr auf dem Kölner Friedhof Melaten (Eingang Piusstraße)

Bild: ©Jennifer Lost

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