Leitbild

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Grundsätze des Allerweltshaus Köln e.V.

Geschichte

Das AWH kommt ideen- und kulturgeschichtlich aus den sogenannten „Neuen Sozialen Bewegungen“ der 70er und 1980er Jahre. In dieser Zeit standen die Verteidigung des Asylrechts in der BRD-Verfassung, Aktivitäten gegen den aufkommenden Rassismus und die Solidarität mit nationalstaatlich organisierten Bewegungen, die einen Ausstieg aus den ungleichen weltwirtschaftlichen Beziehungen anstrebten, im Vordergrund. Dem Ganzen war die Ost-West Blockkonfrontation unterlegt. Die Organisationen dieser Bewegungen waren wenig formal hierarchisch und auf ehrenamtlichen Aktivitäten ausgerichtet. Dieser inhaltliche und kulturelle Hintergrund ist auch heute noch im AWH spürbar, hat sich aber auch entsprechend den Gegebenheiten modifiziert. Das war überlebenswichtig für das AWH. Dieser Wandel wird auch weiterhin stattfinden. Gerade in den letzten Jahren finden bis dato nicht dagewesene globale Veränderungen statt, die ganz neue Herausforderungen an uns stellen. Klimawandel, Pandemie und Kriege in Europa spalten die Gesellschaft und auch wir können uns nicht mehr so eindeutig positionieren wie bisher.

Der Anspruch an Dienstleistungen und Inhalte ist stetig gewachsen, die Anliegen der Nutzer*innen des AWH sind komplexer geworden. Hauptamtliche Arbeitskraft ist schwieriger zu finanzieren.

Der Charakter des AWH als Begegnungsort, als Anbieter von Beratungsleistungen und als Ort kultureller und politischer Bildung bzw. Auseinandersetzung ist geblieben. Inhalte und Arbeitsweisen haben sich allerdings entsprechend den veränderten Bedingungen modifiziert und müssen sich weiter verändern.

Als Basis unserer Arbeit gehen wir weiterhin von zwei grundlegenden Gegebenheiten aus:

  1. Migration ist ein Vorgang, der historisch und aktuell ständig präsent und Normalität ist. Allein in Köln haben 34% der Bevölkerung einen Migrationshintergrund d.h. die Menschen selber oder ihre Eltern sind nach Deutschland eingewandert und haben eine andere Muttersprache als Deutsch (bei unter 18jährigen sind es 48%). Wir betrachten Einwanderung als positive Chance für die deutsche Gesellschaft. Um diesen positiven Effekt zur Geltung zu bringen, bedarf es gesellschaftlicher Partizipationsmöglichkeiten der Migrant*innen. Alle Diskriminierungen, Benachteiligungen, sowie offenem und strukturellem Rassismus in all seinen Schattierungen treten wir entgegen. Das AWH dient der Begegnung von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, deren Austausch und deren Organisierung. Zunehmende soziale Probleme gehen mit Vereinzelung und Entsolidarisierung einher. Rassistische und egoistische Krisenbewältigung stehen stärker im Vordergrund. Diesen Tendenzen will die Arbeit des AWH etwas entgegensetzen.
  1. Die Lebensbedingungen der Menschen weltweit sind höchst unterschiedlich. Aufgrund der kolonialen Vergangenheit und der weltwirtschaftlichen Machtverhältnisse verschärfen sich diese Diskrepanzen. Sowohl hier, wie auch in den ehemaligen Kolonien, steht die fortschreitende Umweltzerstörung, die Verarmung, die politische Unterdrückung und die kriegerische „Lösung“ von Konflikten einer zunehmend destruktiven Produktionsweise und einer organisierten Anhäufung von Reichtum gegenüber. Zur Veränderung dieser Verhältnisse möchten wir beitragen.

Aus diesen beiden Grundannahmen leiten sich unsere Aktivitäten ab. Unsere Bildungsarbeit orientiert sich an der Kritik dieser Gegebenheiten und an der Entwicklung von Alternativen zu Rassismus und den Folgen der kapitalistischen Globalisierung. Unsere eigene Verstrickung in rassistisches Denken und die internationalen Machtverhältnisse sollten dabei ebenfalls thematisiert werden. Postkolonialismus und Klimagerechtigkeit als neue Bildungsfelder, nehmen hier eine besondere Rolle für uns ein.

Die Wertvorstellungen, die wir dabei transportieren sind, Solidarität auf Augenhöhe und nicht Spaltung in Helfer*innen und Hilfesuchende. Ansätze der Selbstorganisation und der Selbsthilfe stehen dabei im Mittelpunkt. Auf Grundlage der oben genannten Annahmen sehen wir uns grundsätzlich als einen Ort wo eine große Bandbreite der Einschätzungen und Alternativen Platz haben.

Wir orientieren uns an der Agenda 2030 und den globalen Nachhaltigkeitszielen. Unsere pädagogische Arbeit orientiert sich somit an den Grundlagen der BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung). BNE findet sich im SDG 4 (Hochwertige Bildung), Teilziel 4.7. wieder: "Bis 2030 sicherstellen, dass alle Lernenden die notwendigen Kenntnisse und Qualifikationen zur Förderung nachhaltiger Entwicklung erwerben, unter anderem durch Bildung für nachhaltige Entwicklung und nachhaltige Lebensweisen, Menschenrechte, Geschlechtergleichstellung, eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit, Weltbürgerschaft und die Wertschätzung kultureller Vielfalt und des Beitrags der Kultur zu nachhaltiger Entwicklung". Wir bemühen uns, unsere Wertorientierung auf die ganze Einrichtung in all ihren Bereichen zu übertragen.

Das AWH strebt möglichst weitgehende finanzielle und geistige Unabhängigkeit an, um im oben genanntem Sinne handeln zu können. Die Unabhängigkeit steht über kurzfristigem Nutzen.

Unsere Arbeit ist durch einen Spagat zwischen möglichst professioneller Arbeit und einem möglichst hohem inhaltlichem Niveau auf der einen Seite und andererseits einer möglichst großen Offenheit für ehrenamtliches Engagement geprägt. Dazu gehört ein offenes Haus, in dem sich unterschiedliche Gruppen wohlfühlen, und dass zu weiterem gesellschaftlichem Engagement motiviert. Diesen Spagat wollen wir aufrechterhalten, auch im Bewusstsein dessen, dass dies latent Spannungen erzeugt.

Was können wir?

Die Arbeit des AWH ist von interkultureller Kompetenz geprägt. Dies schlägt sich einerseits in der Beratungsstelle und in dem Bildungsangebot nieder. Andererseits ist es unser Anspruch diese Kompetenz durch Aufarbeitung der Erfahrungen und Weiterbildung der Mitarbeiter*innen ständig zu erhalten und zu erweitern.

Kompetenz bei Erwerb und Verbreitung von Kenntnissen und Zusammenhänge internationaler Politik, Ökonomie und Kultur. Diese Kompetenz spiegelt sich in der Geschichte des AWH wider, im Engagement von kompetenten Referent*innen und in der ständigen Auseinandersetzung um das aktuelle Geschehen. Wir sind eine BNE zertifizierte Einrichtung und das spiegelt sich in unseren Bildungsangeboten und in unserer gesamten Institution wider.

Das AWH ist sehr gut vernetzt. Dadurch können wir Menschen an geeignete Stellen führen, wo ihr Anliegen bearbeitet wird. Wir können insbesondere Migrant*innen Hilfestellung bei der Selbstorganisation geben. Darüber hinaus sind wir gut über relevante Aktivitäten in unseren Arbeitsbereichen informiert.

Das AWH ist in Köln gut verankert. Dadurch können wir zu bestimmten Anlässen zu Mobilisierungen und zur Öffentlichkeitsarbeit beitragen.

Unsere Stärken liegen in einer möglichst unbürokratischen Arbeitsweise, in der Rolle als Schnittstelle von sozialen Bewegungen, Migrantenorganisationen und offiziellen Stellen. Unsere Schwächen liegen in der notgedrungen nicht immer perfekten Organisation unserer Arbeit und den relativ geringen Ressourcen im Verhältnis zu den an uns herangetragenen Anliegen.

Was bieten wir an?

Wir bieten allen Interessierten Menschen und Gruppen ein Zentrum mit Räumen und Infrastruktur an, um ihre Aktivitäten auf oben genannter Grundlagen durchzuführen.

Wir bieten einen Begegnungsort an, wo sich Menschen in unterschiedlicher Form treffen können, die sich sonst kaum begegnen könnten.

Wir bieten eigene Angebote der Bildungsarbeit an, wo Inhalte auf o.g. Grundlage transportiert werden (Diskussionsveranstaltungen, Theater, Radio, Ausstellungen, Lesungen...).

Wir bieten Dienstleistungen an, die der Unterstützung von benachteiligten Menschen, insbesondere Migrant*innen dienen (Beratung, Sprachunterricht, Alphabetisierung, Freizeit- und Kursangebote).

Der Allerweltshaus e.V. ist Mitglied im Wohlfahrtsverband Parität, im Eine Welt Netz NRW, im europäischen Netzwerk der unabhängigen Kulturzentren „TransEuropHalles“, in der Agora Köln, im Netzwerk BNE und in Netzwerken lokaler Kampagnenträger.

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